Montag, 8. November 2010

standhaft bleiben

„Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen“

Predigt zu Lk 21,5-19: (33. Sonntag im Jahreskreis C)

Dieser vorletzte Sonntag des Kirchenjahres hat für uns eine sehr ernste Botschaft: „Alles wird niedergerissen; kein Stein wird auf dem anderen bleiben“, sagt Jesus. Und als er dieses Wort spricht, da sitzt er wahrscheinlich mit seinen Jüngern auf dem Ölberg gegenüber der Stadt Jerusalem und schaut herab auf diese wunderbare Stadt mit ihrem herrlichen Tempel. Er galt mit all dem kostbaren Tempelschmuck als Symbol für eine unzerstörbare religiöse Ordnung.
...
Als der Evangelist Lukas nach dem Jahr 70 sein Evangelium aufschreibt, da war das Unvorstellbare – die Zerstörung des Tempels – schon passiert.
Der Evangelist Lukas erinnert daran in dem Evangelienabschnitt, den wir heute gehört haben, dass schon Jesus in apokalyptischen Bildern auf die Unbeständigkeit alles Irdischen hinwies.
...
1. Die Bilder des Schreckens,
die Jesus aufzählt, sollen vor allem die Menschen aus einer falschen Sicherheit aufwecken:
Jesus will auch uns sagen:
· Macht euren Glauben nicht fest an der Schönheit der Gotteshäuser, die ihr habt, all das wird vergehen, verankert euer Herz vielmehr in Gott.

· Kriege und Katastrophenmeldungen schüren in den Menschen Angst – doch sie sind kein Grund an den Verheißungen Gottes irre zu werden;

· Jesus geht sogar noch weiter. Er sagt voraus, dass dem Menschen auch weitere vermeintliche Sicherheiten des Lebens entzogen werden:
- die friedliche Ordnung unter den Völkern
geht durch Kriege unter;
- die Festigkeit der Erde
wird durch Beben erschüttert;
- die Lebensgrundlagen des Menschen
werden durch Hunger und Seuchen in Frage gestellt;
- die gesamte Ordnung des Kosmos
wird durch Schrecken erregende Himmelserscheinungen erschüttert werden;

· Die Christen werden sogar ihres Glaubens wegen verfolgt werden. –

All das stellt die Standhaftigkeit unseres Glaubens an Gottes guten Plan mit uns auf eine harte Probe.
Wo kann unser Leben dann noch einen festen Stand haben, um in den Stürmen des Weltgeschehens bestehen zu können?

· Ich bleibe bei dem Schluss-satz des heutigen Evangeliums hängen:
„Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.“

Wir reden dagegen von der Notwendigkeit des Fortschrittes. Wer nicht fortschrittlich ist, gilt als rückständig.

Aber:
wohin schreiten wir fort mit unserem Fortschritt?
- mit all unserem technischen Fortschritt, bei dem die menschliche Arbeit mehr und mehr wegrationalisiert wird?
- mit all unserem medizinischen Fortschritt, der auch vor Genmanipulationen am menschlichen Erbgut nicht Halt macht?

Die bange Frage wird laut: ist all das not-wendig, wendet es wirklich unsere Not?
Oder ist unser Fortschritt in Wissenschaft und Technik mit den Möglichkeiten der Genmanipulation nicht ein menschlicher und ethischer Rückschritt?

2. Wo haben wir in unserer mobilen Zeit noch einen festen Stand?
Mit unserem Leben ist wie mit einen Baum, der tief verwurzelt den Herbststürmen standhalten kann. Ein Baum mit geringerer Verankerung im Boden wird durch Sturm leichter entwurzelt.
Doch der Baum muss mit seinem Stamm und seinen Zweigen auch beweglich sein, starr und leblos gewordene Zweige werden vom Sturm abgebrochen. –
So ist es auch mit unserem Glauben: tief verwurzelt und beweglich zugleich kann er den Stürmen standhalten.

Die Frage bleibt: Wie gewinnen wir als einzelne, als Gemeinde und als Kirche den Standpunkt, der uns Halt gibt und bei aller Beweglichkeit standhaft macht?

Jesus Christus sagt: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.“
Im Bewusstsein, dass das Bekenntnis zu Jesus Christus und zu seinem Wort uns eint und trägt, gewinnen wir einen Standpunkt, der uns Standfestigkeit und Beweglichkeit verleiht.

· Wir brauchen nicht kopfscheu zu werden, im Gegenteil, wir sollen unseren Kopf hinhalten.
(„Und doch wird euch kein Haar gekrümmt werden. – wörtl.: „Und gewiss ist, euch wird kein Haar aufgelöst = vernichtet werden!“)

Und damit sind wir bei der Zu-mutung des Evangeliums:
Wir werden ermutigt, zu Bekennern zu werden.
Wir sollen uns in dem Wirrwarr unserer Zeit selbst mit unserem Glauben ins Spiel bringen. Wir werden ermutigt, Menschen zu sein, die wegen ihrer eindeutigen Orientierung Standpunkte beziehen und durchhalten können.

· Das Fazit des Evangeliums: Wer im Glauben an Christus einen festen Stand gefunden hat, den kann letztlich nichts erschüttern – allen Stürmen zum Trotz; der bleibt bestehen.

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