Dienstag, 16. November 2010

Christkönigssonntag

Jesus, denk an mich, wenn du in deiner Macht als König kommst


Totensonntag: – schon jetzt an das Sterben denken
--> so leben, dass wir einmal gut sterben können

--> um eine gute Sterbestunde beten.


Ewigkeitssonntag: – so heißt dieser Sonntag zum Abschluss des Kirchenjahres in der evangelischen Kirche

--> Gott will uns einmal Anteil an seiner himmlischen Ewigkeit schenken.


Christkönigsfest: – seit 1969 feiern wir Katholiken an diesem letzten Sonntag des Kir-chenjahres das Hochfest vom Königtum Christi. –


Wir feiern Christus, der kommt, uns den Zugang zum Himmelreich aufzuschließen.

Um eine gute Sterbestunde beten, das bedeutet für mich im Blick auf das heutige Fest-tagsevangeliums:
Leben und Sterben können in dem Vertrauen auf den barmherzigen Gott.

Gott erwartet uns, er wartet darauf, dass wir uns in seine Hände fallen lassen

Das Evangelium (= Lk 23,35-43), das wir am heutigen letzen Sonntag im Kirchenjahr (C) hören, ist schon eine echte Herausforderung:

Da hängt Jesus am Kreuz, neben ihm zwei Verbrecher.

Der eine höhnt: „Wenn Du wirklich der Messias bist, dann hilf Dir doch selbst und auch uns!“ Doch der andere Verbrecher, der ebenso gerne gerettet würde, argumentiert auf einer anderen Ebene: Er spricht als Glaubender. Er glaubt, dass dieser Jesus, der da neben ihm am Kreuz hängt der Messias ist.
So wagt er es in seiner Sterbestunde zu bitten: „Jesus, denk an mich, wenn du in deiner Macht als König kommst.“ Dadurch verändert sich für ihn alles.

Er erhält das Versprechen von Christus, dem König:

„Heute noch wirst Du mit mir im Paradies sein!“

„Heute“ Jesu erstes u. letztes Wort in der Öffentlichkeit
- „Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren, er ist der Messias, der Herr.“

(Lk 2,11)
- „Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.“

(Jesus bei seiner 1. Predigt in Nazaret Lk 4,21)
- „Heute haben wir etwas Unglaubliches gesehen“

(nach der Heilung eines Gelähmten als Zeichen Jesu zur Vollmacht zur Sündenvergebung Lk, 5,26)
- „Heute muss ich in deinem Haus zu Gast sein“

u. „Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden…“ (Lk 19,5 u. 9 Jesus zu Zachäus)
- und in der Sterbestunde am Kreuz:

Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“ (Lk 23,43)

Die Macht und Herrlichkeit Christi, des Sohnes Gottes, bekundet sich vor allem in der Autorität, mit der er dem Menschen die Schuld vergibt und in der Verheißung der Teilnahme an seiner Herrschaft.

In dem alten Christus-Hymnus, den der Apostel Paulus im Kolosserbrief zitiert, wird entfaltet,
warum Christus in allem den Vorrang hat.


Gedanken zum Christuslied (Kol 1,12-20) vgl. GL 154


Ich möchte mit Ihnen in meiner heutigen Predigt zum Christkönigssonntag dieses Christuslied ein wenig betrachten. Wer die einzelnen Verse mitlesen möchte, kann dazu das Gotteslob unter der Nummer 154 aufschlagen.

Der Leitgedanke zu Beginn lautet: „Dankt dem Vater mit Freude – er schenkt uns seinen Sohn.“ Wenn wir Eucharistie feiern – sagen wir vor allem anderen Gott Dank, Dank für Christus! – Denn
„Er hat euch würdig gemacht, das Erbe der Heiligen zu empfangen, die im Lichte sind.
Er hat uns der Macht der Finsternis entrissen und aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes.
In ihm haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden“

1. Wir = aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes
Wir sagen Dank für unsere Erlösung.
Nicht wir müssen uns selbst erlösen. Wir müssen und können uns nicht das Himmel-reich verdienen. Es ist uns schon längst geschenkt worden. Wir haben aufgrund von Taufe und Firmung daran jetzt schon Anteil durch die Gemeinschaft mit Christus.

Ein zweiter Gedanke schaut zurück und bekennt, dass von Anfang an die Schöpfung auf ein Ziel hinsteuert.
„Er – Christus – ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung. Denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten, alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen. Er ist vor aller Schöpfung, alles hat in ihm Bestand."

2. In ihm und durch ihn und auf ihn hin wurde alles geschaffen
Dieser Gedanke weist hin auf einen göttlichen Plan. Die Welt ist nicht ein einziges Chaos – auch wenn es angesichts von Krieg und Katastrophen so erscheinen mag – die Welt ist Gottes gute Schöpfung, die sich entwickelt auf ein Ziel zu – auf Christus hin. Er ist das Alpha – der Anfang und er ist das Omega – das Ziel der Schöpfung.

In einem dritten Gedankengang kommt die Kirche in den Blick, d.h. die Gemeinschaft aller, die mit Gottes Geist erfüllt an Christus glauben.
„Er – Christus – ist das Haupt des Leibes, der Leib aber ist die Kirche. Er ist der Ursprung, der Erstgeborene der Toten; so hat er in allem den Vorrang.“

3. Er ist Haupt der Kirche und Ursprung des neuen Lebens: so hat er in allem den Vorrang
Wenn wir das Fest „Christ-König“ feiern, dann bekennen wir uns zu dem, „der in allem den Vorrang hat“.

Jeder Versuch, etwas oder jemanden anders die Vorrangstellung im Leben zu geben, führt zu Entfremdung oder zu Unfreiheit. Dies zeigt durch alle Jahrhunderte die Herrschaft von Diktatoren oder Ideologien.
Wir gehören zu Christus – d.h. wir sind wahrhaft Königskinder „Kinder des göttlichen Königs“ Diese Würde der Gotteskindschaft kann uns keiner nehmen – nur wir selbst können sie aus den Augen verlieren.


„Es gibt nur eine wirkliche Sünde,
zu vergessen,
dass jeder ein Königskind ist.“

(Martin Buber, jüdische Religionsphilosoph)


Und das ist das Ziel:
„Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm – Christus – wohnen, um durch ihn alles zu versöhnen. Er wollte alles auf Erden und im Himmel zu Christus führen, der Frieden gestiftet hat durch das Blut seines Kreuzes.“

Auffällig ist die Diskrepanz zwischen der Weltsicht der Lesung und der alltäglichen Erfahrung von Unterdrückung, Gewalt, Unfrieden und Heillosigkeit. Alles andere scheint mehr Macht zu haben als Christus.

Es ist eine Frage der Glaubensentscheidung, ob wir wie der eine Verbrecher Jesus verhöhnen und in ihm nur einen ohnmächtigen Spinner sehen oder ob wir unser gan-zes Vertrauen auf Christus richten und ihn jetzt und in der Stunde unseres Todes bit-ten: „Jesus, denk an mich, wenn du in deiner Macht als König kommst.“


In dieser Haltung des Vertrauens auf Christus, den wahren König lebt es sich besser und es stirbt sich leichter, wenn wir der Verheißung Jesu glauben:

„Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein. Amen.

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